Review< Zurück 25.03.2010

Meine Tochter nicht!

Von Nick Gruber

Wolfgang Murnberger zeigt auf der Diagonale seinen neuen Fernsehfilm. Themen? Elterliche Ohnmacht und jugendliches Drogenkoma.

Mit dem recht kleinen Budget von 180.000 Euro hat das Team von Regisseur Wolfgang Murnberger (Komm süßer Tod, Silentium) einen Fernsehfilm zum Paradethema Drogen abgeliefert. Das Drehbuch stammt von Konstanze Breitebner.

Geburtstag: Die liebe Tochter (Nikola Rudle) feiert ihren 16. Geburtstag und die Prachtfamilie reagiert. Der Vater (Bernhard Schir) nimmt sich vom Steuerhinterziehungs-Workshop frei und die Mutter (Lisa Martinek) verzichtet einen Nachmittag lang darauf, Hot Stone-Massagen auszuteilen. Die gleichsam prächtig brave Tochter gerät in der Folge in das Wiener Drogenmilieu und wird beim Versuch, ihrem Junkie-Freund Robbie (Christoph Schärf) beim Entzug zu helfen, selbst abhängig. Wunderbar einseitig gezeichnet, trägt dieser Kerl alle schlechten Eigenschaften seines offensichtlichen Vorbilds (Mr. Robbie Williams) in sich, ohne im Gegenzug gewisse Umwegrentabilitäten des Star-Seins anzubieten (Villen, Autos, Dienstmädchen). Ganz im Gegenteil. Er ist trotzig, beratungsresistent und gewaltätig. Für die Eltern ist der Fall klar - der Kerl muss weg. Das Drama möge also beginnen.

Klischees soweit das Auge reicht

Vermutlich als Fernsehsitzkreis für drogenparanoide Eltern angelegt, stellt der Film die Neuro-Genetik einer 16jährigen auf eine Stufe mit Geisteskranken. Dazu gibt es ein wenig heile Welt in ruhiger Kamera. Im Prinzip tatsächlich ähnlich angelegt wie Heile Welt (Jakob Erwa), ist dieser Film jedoch keineswegs auf eine differenzierte Darstellung aus. Anstelle sich sowohl auf Eltern wie auf Kinderseite zu stellen, und ihre gegenseitige Mitverantwortlichkeit zu portraitieren, ist der Fall völlig klar. Egal wie gut die Eltern ihre Rolle erfüllen - die Kids machen sowieso was sie wollen. Vorschriften funktionieren nur wenn der Vorschriftgeber seine Vorbildfunktion erfüllt. Genau dieses Thema wurde nur zu kurz angerissen. Halbzitat: Die dumme kleine Kröte nimmt Drogen und die Yoga-Mutti macht Hot-Stone Massagen und glaubt ein Vorbild zum Nacheifern zu liefern.

Der Film ist insofern zeitlos, als dass das gezeigte Weltbild von der heilen Welt der Yuppies sowohl 1995, 2000 wie auch 2005 gebracht werden hätte können. Aber die Welt ist seit der Krise anders - und wenn die Autorin das nicht in ihre Kunst einflechtet, dann ist sie selbst nicht mehr Teil der Gesellschaft die sie zu beschreiben versucht.

Für einen Spielfilm über das Sexualverhalten im Dorfpuff recherchiert man ja auch nicht beim Ortspfarrer.

Auf einen Blick

  • Jahr: 2009
  • Länge: 95 min
  • Regie: Wolfgang Murnberger
  • Drehbuch: Konstanze Breitebner
  • Darsteller: Lisa Martinek, Bernhard Schir, Nikola Rudle, Christopher Schärf, Mercedes Echerer, Hary Prinz, Jutta Fastian, Raimund Wallisch, u. a.

Fazit

Meine Wertung:

 

Der dreiste kleine Kinomo

Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!